Ich wusste nicht, dass man sich selbst verlieren kann,
ohne auch nur einen einzigen Schritt zu gehen.
Ich sitze am Esstisch.
Du, mein kleines Baby, bist erst ein paar Wochen alt.
So viel ist noch neu, aufwühlend, fragil. So viel Liebe. Und so viel Unsicherheit.
Und doch habe ich schon ein wenig Übung gewonnen – fühle mich in vielem nicht mehr so unsicher wie in den ersten Tagen.
Ein Brot und ein Moment für mich
Dein Papa ist wieder arbeiten. Für ein paar Stunden am Tag zurück in seinem gewohnten Alltag. Und wir beide sind hier.
Du schläfst. Endlich.
Ich habe es tatsächlich geschafft, dich kurz abzulegen, ohne dass du sofort aufwachst.
Ich will mir nur schnell ein Brot schmieren. Mit meinen eigenen zwei Händen. Nicht fragen müssen, nicht abwarten, nicht abstimmen. Ein kleiner Moment nur für mich. Ich atme durch. Fühle mich kurz wie ich.
Dann höre ich dein Weinen.
Schon wieder wach.
Schon wieder vorbei.
Schon wieder nicht.
Es geht nicht um das Brot
Ich werde wütend. Nicht auf dich. Aber auf diese Situation. Auf das Gefühl, so oft zurückzustecken.
Essen? Duschen? Gedanken denken?
Es fühlt sich an, als sei das alles nur möglich, wenn du es zulässt.
Am liebsten würde ich das Messer einmal auf den Tisch pfeffern.
Oder einfach kurz schreien. Die ganze Anspannung rausschreien.
So wie du, wenn du manchmal weinst, weil alles zu viel ist.
Als würden wir uns da begegnen – du und ich. Zwei Wesen, die sich erst noch zurechtfinden müssen in dieser neuen Welt.
Es fühlt sich an wie eine unsichtbare Schwelle,
Ein riesiger Berg, der sich vor mir auftürmt. Zwischen meinem alten Ich und dieser neuen Mutterrolle. Ich kann ihn fast körperlich spüren. Und ich spüre auch den Widerstand in mir.
Was ich wirklich verloren habe
Es geht nicht um das doofe Brot. Natürlich könnte ich mir etwas zu essen vorbereiten, während dein Papa noch zu Hause ist. Das Brot einfach essen, wenn Du bei mir im Tuch bist.
Es geht um mehr: Es geht darum, dass ich gerade nicht mehr völlig frei entscheiden kann. Dass ich mich abhängig fühle.
Dass da immer jemand ist, für den ich verantwortlich bin. Der meine Fürsorge braucht.
Ich liebe dich so sehr. Ich kann dieses Wunder so tief spüren, jeden Tag wenn ich dich anschaue. Dein kleines Herz auf meiner Brust spüre. Herz an Herz mit mir. Dieses unsichtbare Band zwischen uns. Und ich habe gleichzeitig etwas verloren:
Mein selbstbestimmtes Ich.
Meine Freiheit.
Mein Tempo.
In diesem Moment habe ich so sehr getrauert – um mich.
Und das hat mich wütend gemacht.
Und gleichzeitig traurig.
Und schuldig.
Eine innere Geburt
Ich spüre es in diesem Moment ganz deutlich: ich muss über dieses Schwelle gehen. Muss loslassen. Jeden Moment so nehmen wie er gerade kommt. Gerade hilft es mir nicht weiter zu planen. Oder zumindest mich darauf zu verlassen, dass meine Pläne umsetzbar sind. Weil ein Baby eben oft unplanbar ist.
Ich muss mich verabschieden,
um ankommen zu können.
Bei dir.
Und bei dieser neuen Version von mir.
Das ist kein Fehler. Keine Schwäche
Das ist ein Übergang. Eine Geburt.
Ein Teil meiner Geburt als Deine Mama.
Warum ich jetzt andere begleite
Heute weiß ich, wie viel Kraft dieser Übergang kostet.
Wie sehr man im Wochenbett jemanden brauchen kann,
der den Moment mit einem aushält, der versteht – ohne zu erklären, ohne zu bewerten.
Deshalb bin ich jetzt Mütterpflegerin.
Nicht, weil ich alles besser weiß.
Sondern weil ich dort war. An dieser Schwelle.
Weil ich weiß, wie es sich anfühlt.
Und weil ich für dich da sein möchte –
in genau solchen Momenten.
Natürlich ist jede Frau anders. Jedes Baby bringt seine eigene Welt mit. Manchen fällt das Loslassen leichter, anderen das Ankommen.
Aber wir alle durchlaufen diesen Wandel.
Wir alle tragen unsere eigene Geschichte –
mit Brüchen, Schwellen und leisen Abschieden.
Und manchmal hilft es, zu wissen:
Ich bin damit nicht allein.
Und wenn du dir Begleitung im Wochenbett wünschst:
Ich bin da.
Von Herz zu Herz
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